Die Zukunft ist schon da – Kunst und Klang im virtuellen Raum

Das Zusammenspiel von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Genforschung ergibt eine Menge Möglichkeiten. Doch wie kommt der Mensch als Lebewesen mit diesen Veränderungen zurecht? Eine aktuelle Ausstellung gibt Aufschluss.

Kunst und Klang im virtuellen Raum
Kunst und Klang im virtuellen Raum

Anica Blagaj und Franco Melis – Menschen mit medizinisch-wissenschaftlich bedingten Evolutionssprüngen

Moers – 19. Juni 2020: Unter dem Titel „Menschen mit medizinisch-wissenschaftlich bedingten Evolutionssprüngen“ hat das Künstler-Duo Anica Blagaj und Franco Melis gemeinsam mit dem Software-Entwickler CAD Schroer GmbH eine visionär gestaltete Ausstellung in der Alten Schlosserei am Marienhospital konzipiert. Seit dem 5. Juni 2020 startet der Kunstverein Brühl nach einer Corona-bedingten Pause mit dieser Ausstellung wieder seine Ausstellungstätigkeit.

Öffnungszeiten:
Geöffnet nur während der Ausstellungen
Mi – So 15:00-17:00 Uhr

Die Finissage ist am 28. Juni 2020 um 15:00 Uhr

Brühler Kunstverein e.V.
Alte Schlosserei des Marienhospitals
Clemens-August-Straße 24, 50321 Brühl

Künstler-Duo trifft Software-Entwickler

Anica Blagaj und Franco Melis arbeiten seit 1997 in Kunst- und Theaterprojekten zusammen. In der aktuellen Ausstellung gibt es neben Bildern, Klängen und Texten einen virtuellen Raum, den die Künstler in Zusammenarbeit mit CAD Schroer entworfen haben. Das Software-Unternehmen ist ein innovativer Partner für Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen in der Industrie, die moderne Technologien nutzen. Jetzt hat CAD Schroer einen Abstecher in die Kunstszene gewagt. In einer engen kreativen Zusammenarbeit mit den beiden Künstlern ist es gelungen, die Werke und Klangstücke in einen neuen Gesamtzusammenhang zu verorten: der Virtuellen Realität. Virtual Reality (VR) ist eine computergenerierte Wirklichkeit, die mit Bild (3D) und in vielen Fällen auch mit Ton zusammenarbeitet. Dieses Zusammenspiel wurde hier für den Besucher der Ausstellung erlebbar gemacht.
Künstler-Duo trifft Software-Entwickler

Kunst und Klang im virtuellen Raum

Nur für diese Ausstellung ermöglicht es CAD Schroer den Besuchern mittels eines sogenannten VR-Headsets, den virtuellen Raum – quasi den Wohnraum – des Erzählers der Klanginstallation (er heißt Heinz Eins) – zu besuchen, der mit verschiedenen Bildern und Elementen der beiden Künstler versehen ist. Hier verschwinden durch Nutzung dieser innovativen technischen Möglichkeiten die letzten Barrieren in der Betrachtung der Kunst. Der Besucher befindet sich mitten im Geschehen – er ist Teil der Inszenierung und kann diese wiederum durch seine Wahrnehmung beeinflussen. Eine gelungene Synthese von Kunst und Technologie, die Raum bietet für Assoziationen und Phantasien der Betrachter.

Das Leben – eine evolutionäre Entwicklung

Hintergrund der Ausstellung ist die Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex des Lebens als einer evolutionären Entwicklung sowohl beim einzelnen Lebewesen, also dem Menschen, als auch bei der gesamten Natur. Das Künstler-Duo setzt sich damit auseinander, was geschieht, wenn sich diese stetigen Veränderungen der Lebensbedingungen – zusätzlich angetrieben durch digitale, technische Entwicklungen so schnell vollziehen, dass sie für den Menschen nur schwer zu kontrollieren und somit unvorhersehbar werden. Es bestehen bereits viele Möglichkeiten der Optimierung von Menschen durch Prothesen oder der Nutzung organischer Ersatzteile aus 3D-Druckern. Auch wird das Einsetzen von Chip-Implantaten und deren Vernetzung mit externer Software bereits durchgeführt. Ausgehend von diesem Szenario haben die Künstler Anica Blagaj und Franco Melis ihre „Visuelle Theorie über Menschen mit medizinisch-wissenschaftlich bedingten Evolutionssprüngen“ entwickelt.
Eine Ausstellung für alle Sinne – satirisch pointiert

Eine Ausstellung für alle Sinne – satirisch pointiert

Grundlage der Ausstellung sind Zeichnungen von Anica Blagaj, die Menschen mit deutlichen Veränderungen zeigen. Umrisse sind schemenhaft erkennbar und die dargestellten Wesen scheinen sich gerade in Auflösung oder Transformation zu befinden. Die Gesichter sind teilweise verformt, Gliedmaßen fehlen, zugleich gibt es neue nicht zu definierende Auswüchse, die ab und an sogar eine Verbindung zwischen zwei Menschen schaffen. Fragen drängen sich auf, denn wie sind diese Menschen zu dem geworden, was sie nun darstellen? Es könnten wie beispielsweise bei George Grosz Darstellungen von Kriegsversehrten sein. Sind diese Veränderungen das Ergebnis einer Katastrophe, sind sie vielleicht misslungene Forschungsprojekte oder halten sie uns einen visionären Spiegel in die Zukunft vor Augen? Ergänzend zu Anica Blagajs Arbeiten hat Franco Melis die Audioinstallation „Heinz Eins“ eingerichtet, die auf satirisch pointierte Weise die Lebenswirklichkeit – hier die Wohnung – des Heinz Eins beschreibt und den (virtuellen) Raum hierdurch atmosphärisch erweitert. Man hört quasi die Stimme des möglichen zukünftigen Wesens Heinz Eins, der über seine Lebensumstände spricht, seine Wohnsituation schildert und von den Vorteilen geglückter Architekturlösungen berichtet. Parallel hierzu erlebt der Besucher der Ausstellung mittels der VR-Brille die in der Klanginstallation beschriebene Wohnung des Heinz Eins und in ihr auch Wohngegenstände, wie zum Beispiel eine spezielle Wippe als Sitzmöbel, die sich verändern und bewegen.
Wie erlebt der Mensch als Lebewesen die voranschreitende Digitalisierung? Wie verortet sich der Mensch inmitten dieser Fülle an – auch digitalen – Eindrücken ohne sich selbst in einer stetigen Selbstoptimierung zu verlieren? Durch die enge Kooperation mit dem Software-Entwickler CAD Schroer ist es den Künstlern gelungen, einen innovativen Partner zu finden, der mit seinen Entwicklungen direkt am Puls des digitalen Zeitalters liegt und zukünftige Entwicklungen aktiv mitgestaltet.
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